Freitag, 11. Oktober 2013

Fetter Panda!

Die Beziehungen zwischen China und Japan sind historisch "schwierig". Vor diesem Hintergrund, beziehungsweise der gegenseitigen Annäherung, spielt "Takenoko". Was sich nun allerdings wie ein Intro zu einem weiteren "Wargame" anhören mag, rückt schon bald in aber sowas von weite Ferne...

Das Vieh guckt schon wieder so...
Wovon Takenoko nämlich WIRKLICH handelt sind ein mehr oder weniger verzweifelter Gärtner und ein fetter Panda. Das "Geschenk" des chinesischen Diplomaten an den japanischen Hof stellt sich nämlich schon sehr bald als verfressenes Vieh heraus, welches sich schnur-stracks über die kaiserlichen Gärten her macht. Etwas eigenwillig mag ja sein, dass dort ausschliesslich Bambus spriesst - und der auch noch in drei "Farben" - aber über dieses Detail wollen wir mal hinwegsehen.




Da ist die Welt noch halbwegs in Ordnung -
aber gleich machen sich beide
ans Werk ... jeder wie er kann ...
Takenoko beginnt praktisch ohne Spielbrett. Einziges ausliegendes Gartenteil ist ein Teich, auf dem sich der mit der Pflege des (zukünftigen) Gartens beauftragte Gärtner, sowie der üppige Panda befinden. Jeder der 2 bis 4 Spieler (wir habens bisher nur zu zweit ausprobiert) erhält drei Aufträge (Erinnerungen an "Zug um Zug" werden wach): Jeweils einen aus den Kategorien "Panda", "Garten" und "Gärtner". "Panda-Aufträge" geben vor, welche und wie viele Bambusstücke der Panda verspeisen möchte. "Garten-Aufträge" beziehen sich auf das Layout der Gartenteile (wobei nur bewässerte Teile zählen), "Gärtner-Aufträge" geben gewünsche "Wachstumskonfigurationen" der Bambuspflanzen vor.


In jeder Runde dürfen 2 Aktionen (normalerweise nur unterschiedliche) ausgeführt werden, ab der zweiten Runde spielt ausserdem das wechselhafte Wetter in Form eines Würfels eine nicht unwesentliche Rolle. Die möglichen Aktionen sind: Garten vergrössern, Gärtner in gerader Linie bewegen (wo er stehen bleibt, sowie in allen angrenzenden Feldern gleicher Farbe, wächst der Bambus - falls die Felder bewässert sind), Panda in gerader Linie bewegen (wo er stehen bleibt kommts zur Fress-Party), Bewässerungskanal errichten oder eine neue Auftragskarte ziehen. Dazu kommen dann noch diverse mögliche "Verbesserungen" wie Einzäunungen (da gibts für den Panda nix zu holen), Wassertanks (welche ein Bambusfeld automatisch bewässern) oder besonders gut gepflegte Gartenabschnitte (der Bambus wächst dort doppelt so rasch)

Der Gärtner ist gerade oben rechts fleissig, der Panda oben links... oder so...


Wer als erste(r) 9 Aufträge erfüllt hat (bei 2 Spielern) erhält durch die Gunst des Kaisers 2 Punkte extra, danach hat die Gegenspielerin noch einen letzten Zug. Wer die höhere Gesamtpunktzahl mit allen erfüllten (unterschiedlich schwierigen und damit punktebringenden) Aufträgen erreicht, darf den Panda mit nach Hause nehmen...

Da hat der Panda schon zünftig zugeschlagen...
  
Das könnte an diesen Auftragskarten liegen: friss je ein Bambusteil jeder Farbe für 6 Punkte (links), lege 2 grüne neben 2 rosa Bambusfeldern für 4 Punkte an (mitte) oder züchte eine grüne Bambuspflanze auf die Maximalhöhe von 4 Teilen (auf einem Feld ohne Verbesserungen) für 5 Siegpunkte.

Takenoko war nach einigen komplexeren Spielen mal wieder eher ein regeltechnisches Leichtgewicht.  Der französische Verlag "Matagot" hat in letzter Zeit einige tolle Spiele auf den Markt gebracht (Cyclades, Kemet...) und sich damit nebenher einen Namen für besonders schöne Ausstattungen gemacht. Auch Takenoko ist (nicht nur) optisch äusserst attraktiv und stimmig - allerdings noch kein Vergleich zu der in Essen 2013 erscheinenden Luxus-Spezialausgabe, die einfach nur GIGANTSICH daherkommt - allerdings auch einen stolzen (Sammler-) Preis aufweist. Auch ohne diese Super-Luxus-Version erhält man aber mit Takenoko "Standard" ein leicht verständliches, knackiges und sehr unterhaltsames Spiel, welches sich zu zweit in ca 30 Minuten problemlos absolvieren lässt und zu einer sofortigen Revanche einlädt.

Zu zweit ist die Erfüllung der Aufträge verhältnismässig leicht zu bewerkstelligen (was sicher zur kurzen Spielzeit beiträgt). Das Ganze ähnelt in dieser Konstellation deshalb eher einem Rennen, welches ausserdem durch das Ziehen der Auftragskarten vom Zufall nicht unwesentlich beeinflusst ist. Immmerhin: nicht erfüllte Aufträge geben keine Minuspunkte, da ist also "straffreies" Taktieren durchaus möglich. Aufgrund der Kürze ist der Zufallseinfluss auch nicht wirklich ein Problem, denn das Spiel unterhält so oder so ganz prima.

Mit mehr Spielerinnen dürften die individuellen Einflussmöglichkeiten auf das Geschehen reduziert und die Erfüllung der Aufträge schwieriger werden. Dadurch könnte sich der Fokus doch etwas verlagern. Wir sind auf jeden Fall schon sehr auf Takenoko in grösserer Besetzung gespannt ...

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